Du betrachtest gerade Produktionsplanung mit Zoho Analytics, Zoho Inventory und API-Integration – Tutorial

Produktionsplanung mit Zoho Analytics, Zoho Inventory und API-Integration – Tutorial

  • Beitrags-Autor:

Vom Handwerk zur High-Tech-Fertigung: Skalierbare Produktionsplanung mit Zoho Analytics und APIs

Wachstum ist fantastisch, aber es stellt deine internen Prozesse oft auf eine harte Probe. Was gestern noch mit Excel-Listen und Insellösungen funktionierte, wird morgen zum Bremsklotz. Besonders in der produzierenden Industrie kann ein sprunghafter Anstieg der Aufträge oder eine neue, leistungsfähigere Maschine das gesamte System an seine Grenzen bringen. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du mit dem Zoho-Ökosystem – insbesondere durch die intelligente Kombination von Kernanwendungen und der Power von Zoho Analytics – eine flexible und skalierbare Produktionsplanung aufbaust. Wir gehen über die Standardfunktionen hinaus und nutzen APIs und Custom Functions, um ein System zu schaffen, das mit deinem Unternehmen wächst und dir die nötige Transparenz für strategische Entscheidungen gibt.

Praxisbeispiel: Ein produzierendes KMU am Wendepunkt

Stell dir ein Unternehmen vor, das sich auf hochwertige, maßgefertigte Komponenten für den Fahrzeugausbau spezialisiert hat. Bisher lief die Produktion manufakturähnlich ab. Die Verwaltung erfolgte über eine Kombination aus einer einfachen Buchhaltungssoftware (wie z.B. Lexoffice), einem älteren ERP-System für die Stücklisten (vergleichbar mit Xentral) und einem E-Commerce-Shop über Shopify. Anfragen für Sonderanfertigungen kamen über Webformulare von Anbietern wie Typeform herein.

Der „Game Changer“ ist eine massive Investition: eine hochmoderne 5-Achs-CNC-Fräse, die die Produktionskapazität vervielfacht. Ein Bauteil, für das manuell 30 Minuten benötigt wurden, stellt die Maschine in unter vier Minuten her. Plötzlich ist nicht mehr die Fertigung der Engpass, sondern die Planung, Steuerung und Übersicht über die Aufträge. Die bestehende Software-Landschaft kann diesen Durchsatz nicht mehr bewältigen. Die Standardansichten in Zoho Inventory reichen für eine detaillierte Produktionsplanung nicht aus und eine umfassende Liquiditätsplanung, wie sie vielleicht mit externen Tools wie Tidely möglich ist, fehlt ebenfalls.

Das Ziel ist klar: Ein integriertes System, das den gesamten Prozess von der Kundenanfrage im Zoho CRM über die Auftragsabwicklung in Zoho Books und Zoho Inventory bis hin zu einer visuellen, datengestützten Produktions- und Liquiditätsplanung in Zoho Analytics abbildet.

Schritt-für-Schritt: Dein Weg zum zentralen Planungs-Dashboard

Um eine solche Herausforderung zu meistern, gehst du am besten schrittweise vor. Hier ist eine bewährte Vorgehensweise, die du für dein eigenes Unternehmen adaptieren kannst.

Schritt 1: Das finanzielle Fundament legen mit Zoho Books

Bevor du dich in die Komplexität der Produktionsplanung stürzt, muss die finanzielle Basis stimmen. Beginne mit der Implementierung von Zoho Books. Das hat mehrere Vorteile:

  • Zentrale Datenwahrheit: Alle Einnahmen und Ausgaben laufen hier zusammen.
  • Direkte Integrationen: Verbinde deinen Shopify-Store, sodass Verkäufe automatisch als Aufträge und Rechnungen in Books angelegt werden.
  • Live-Bankdaten: Verknüpfe deine Geschäftskonten (z.B. Sparkasse, PayPal), um einen tagesaktuellen Überblick über deine Finanzen zu haben und den Abgleich zu vereinfachen.

Best Practice bei der Migration: Widerstehe dem Drang, jahrelange Transaktionshistorien aus deiner alten Software (z.B. Lexoffice) zu migrieren. Das ist oft extrem aufwändig und fehleranfällig. Ein „Fresh Start“ ist meist die bessere Wahl: Übernimm die Kunden- und Lieferantenstammdaten und starte mit sauberen Büchern zum Beginn eines neuen Geschäftsjahres oder Quartals. Das spart dir dutzende Stunden an komplexer Migrationsarbeit.

Schritt 2: Auftrags- und Bestandsverwaltung mit Zoho Inventory

Sobald Books steht, ist Zoho Inventory der nächste logische Schritt. Hier verwaltest du deine Artikel, Lagerbestände und Stücklisten (Bill of Materials, BOMs). Die Stärken von Inventory liegen klar in:

  • Nahtlose Synchronisation mit Zoho Books und Zoho CRM.
  • Verwaltung von Einkaufsbestellungen, Wareneingängen und Versand.
  • Einfache Stücklisten und Artikelbündel.

Sei dir aber auch der Grenzen bewusst: Für komplexe, mehrstufige Stücklisten und eine detaillierte, visuelle Produktionsplanung ist Inventory nicht primär ausgelegt. Die Listenansichten sind nur begrenzt anpassbar. Genau hier kommt der nächste Schritt ins Spiel.

Schritt 3: Das Cockpit bauen – Daten in Zoho Analytics zusammenführen

Das Herzstück deiner neuen Planungslösung ist Zoho Analytics. Es fungiert als deine zentrale Datendrehscheibe, die Informationen aus verschiedenen Quellen konsolidiert und visualisiert.

  1. Datenquellen verbinden: Aktiviere die Standard-Synchronisation für Zoho CRM, Zoho Books und Zoho Inventory. Innerhalb weniger Klicks stehen dir die Daten dieser Apps in Analytics zur Verfügung.
  2. Daten modellieren mit Abfragetabellen: Hier entfaltet sich die wahre Magie. Du kannst mithilfe von SQL-Abfragen neue, kombinierte Tabellen erstellen. Eine solche Tabelle könnte zum Beispiel Aufträge aus Inventory mit Kundendetails aus dem CRM und dem Zahlungsstatus aus Books verknüpfen.

Ein Beispiel für eine solche SQL-Abfrage in Zoho Analytics könnte so aussehen:


SELECT
    so."Sales Order Number",
    so."Date" AS "Order Date",
    c."Customer Name",
    crm_c."Account Owner",
    so."Total" AS "Order Value",
    inv."Payment Status",
    GROUP_CONCAT(soi."Item Name", ', ') AS "Ordered Items"
FROM
    "Sales Orders" so
LEFT JOIN
    "Customers" c ON so."Customer ID" = c."Customer ID"
LEFT JOIN
    "Invoices" inv ON so."Sales Order ID" = inv."Sales Order ID"
LEFT JOIN
    "Sales Order Items" soi ON so."Sales Order ID" = soi."Sales Order ID"
LEFT JOIN
    "CRM Contacts" crm_c ON c."Primary Contact Email" = crm_c."Email"
WHERE
    so."Status" = 'confirmed'
GROUP BY
    so."Sales Order Number", so."Date", c."Customer Name", crm_c."Account Owner", so."Total", inv."Payment Status"

Basierend auf solchen Abfragetabellen erstellst du dann deine Dashboards:

  • Produktions-Pipeline: Eine Kanban-Ansicht aller offenen Aufträge, sortiert nach Produktionsstatus.
  • Kapazitätsplanung: Ein Diagramm, das die geplante Maschinenbelegung pro Woche anzeigt.
  • Materialbedarfsplanung: Eine Übersicht, welche Materialien für die Aufträge der nächsten Wochen benötigt werden, basierend auf den Stücklisten.
  • Liquiditäts-Forecast: Kombiniere offene Rechnungen aus Books mit bestätigten Aufträgen aus CRM/Inventory und geplanten Ausgaben, um eine vorausschauende Cashflow-Planung zu erstellen.

Schritt 4: Prozesse mit Zoho Flow und Deluge-Skripten automatisieren

Ein gutes System lebt von Automatisierung. Nutze die Werkzeuge, die Zoho dir bietet, um manuelle Schritte zu eliminieren.

Für einfache Workflows: Zoho Flow
Mit Zoho Flow kannst du ohne eine Zeile Code zu schreiben, Apps miteinander verbinden. Ein typischer Flow wäre: „Wenn ein Formular in Zoho Forms für eine Sonderanfertigung abgeschickt wird, erstelle automatisch eine Verkaufschance im Zoho CRM und benachrichtige den zuständigen Vertriebsmitarbeiter via Zoho Cliq.“

Für erweiterte Logik: Custom Functions mit Deluge
Manchmal benötigst du mehr Flexibilität. Ein gutes Beispiel ist das Vorbefüllen von Formularen für Bestandskunden. Anstatt dass ein Kunde seine Daten immer wieder neu eingeben muss, kannst du ihm einen personalisierten Link schicken. Mit einer Custom Function in Zoho CRM, geschrieben in der Skriptsprache Deluge, lässt sich das leicht realisieren.

Diese Funktion könnte einen Button im CRM-Kontaktdatensatz erzeugen, der folgenden Link generiert:


// Deluge Custom Function in Zoho CRM to generate a pre-filled Zoho Form link
string getPrefilledFormUrl(int contactId)
{
    // Get contact details from CRM
    contactDetails = zoho.crm.getRecordById("Contacts", contactId);
    
    // Extract data
    firstName = ifnull(contactDetails.get("First_Name"),"");
    lastName = ifnull(contactDetails.get("Last_Name"),"");
    email = ifnull(contactDetails.get("Email"),"");
    
    // Construct the URL with query parameters
    // Replace 'YOUR_FORM_PERMALINK' with the actual permalink of your Zoho Form
    // Replace 'FirstName_field', 'LastName_field', 'Email_field' with the field link names from your form
    formUrl = "https://forms.zohopublic.eu/your-account/form/YourFormName/YOUR_FORM_PERMALINK";
    prefillParams = "?FirstName_field=" + firstName + "&LastName_field=" + lastName + "&Email_field=" + email;
    
    finalUrl = formUrl + prefillParams;
    
    // Return the final URL which can be sent to the customer
    return finalUrl;
}

Tipps und Best Practices

  • Sei ehrlich zu den App-Grenzen: Jede App hat ihren Fokus. Erkenne, wo eine Standard-App wie Zoho Inventory an ihre Grenzen stößt, und plane von Anfang an den Einsatz eines mächtigeren Werkzeugs wie Zoho Analytics oder sogar Zoho Creator für eine komplett maßgeschneiderte Lösung.
  • Datenqualität ist entscheidend: Dein Analytics-Dashboard ist nur so gut wie die Daten, die es erhält. Sorge für saubere und konsistente Dateneingabe in CRM, Books und Inventory. Definiere klare Prozesse für dein Team.
  • Iterativ vorgehen: Versuche nicht, das perfekte System an einem Tag zu bauen. Beginne mit einem einfachen Dashboard für die wichtigste Kennzahl und erweitere es Schritt für Schritt. Sammle Feedback aus der Praxis.
  • Denke über APIs hinaus: Moderne Maschinen, wie die erwähnte CNC-Fräse, bieten oft eigene APIs. Prüfe, ob du Maschinendaten (z.B. Laufzeiten, Status) direkt abgreifen und in dein Analytics-Dashboard integrieren kannst, eventuell über Zoho IoT, um eine noch genauere Planung zu ermöglichen.

Fazit: Baue das System, das du brauchst

Die wahre Stärke des Zoho-Ökosystems liegt nicht in den einzelnen Apps, sondern in ihrer nahtlosen Verknüpfung und Erweiterbarkeit. Wenn du an die Grenzen einer Anwendung stößt, ist das nicht das Ende, sondern der Anfang einer spannenden, individuellen Lösung. Indem du Daten aus Zoho CRM, Zoho Books und Zoho Inventory in Zoho Analytics zentralisierst, schaffst du ein leistungsstarkes Cockpit, das dir die notwendige Transparenz für die Skalierung deines Unternehmens gibt. Du gehst weg von reaktiven Entscheidungen auf Basis von Bauchgefühl und hin zu einer proaktiven, datengestützten Steuerung deiner gesamten Wertschöpfungskette.


Verwendete Zoho Apps in diesem Szenario:

  • Zoho CRM: Zur Verwaltung von Kunden und Verkaufschancen.
  • Zoho Books: Als finanzielles Rückgrat für Buchhaltung und Rechnungsstellung.
  • Zoho Inventory: Für die grundlegende Bestands- und Auftragsverwaltung.
  • Zoho Analytics: Als zentrales Business-Intelligence-Tool für Dashboards und Planung.
  • Zoho Forms: Für die strukturierte Erfassung von Kundenanfragen.
  • Zoho Flow: Für die No-Code-Automatisierung von Prozessen.
  • Zoho Cliq: Für interne Benachrichtigungen und Kommunikation.