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Zoho CRM, Analytics und Deluge: Tutorial für Abomodell- und Lead-Prozess-Automatisierung

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Zoho im Praxistest: Wie Du komplexe Abomodelle und Prozesse mit CRM, Analytics & Custom Functions meisterst

Wenn Dein Geschäftsmodell auf Abonnements, Mitgliedschaften oder zeitlich begrenzten Programmen basiert, kennst Du die Herausforderung: Standard-CRM-Setups stoßen schnell an ihre Grenzen. Wie bildest Du Vertragslaufzeiten, Verlängerungen, Upgrades oder sogar Pausen sauber ab? Wie erstellst Du präzise, monatsgenaue Auswertungen über aktive Kunden, wenn die Datenstruktur komplex wird? Viele Unternehmen greifen hier zu umständlichen Excel-Listen und manuellen Workarounds, was fehleranfällig ist und wertvolle Zeit kostet. In diesem Artikel zeigen wir Dir einen praxiserprobten Weg, wie Du mit der intelligenten Kombination von Zoho-Anwendungen und gezielter Automatisierung Herr über Deine Daten wirst und aussagekräftige KPIs für Dein Dienstleistungsgeschäft erhältst.

Die Herausforderung: Ein typisches Praxisbeispiel

Stell Dir ein Unternehmen im Coaching- oder Weiterbildungssektor vor. Es bietet verschiedene Mentoring-Programme mit festen Laufzeiten an, beispielsweise ein 9-monatiges Programm „Mentoring“ und ein 6-monatiges Programm „Trading Mastery“. Die Prozesse sind komplex:

  • Kunden können Programme verlängern.
  • Kunden können aus persönlichen Gründen Pausen einlegen, welche die Laufzeit verlängern.
  • Es gibt unternehmensweite Pausen (z.B. Sommerpause), die für alle aktiven Kunden gelten.
  • Die Abrechnung erfolgt oft in Teilschritten, z.B. eine kleine Anzahlung für ein „Potenzialgespräch“ (PSG) vor dem Kauf des vollen Programms.
  • Der Vertriebsprozess für neue Leads soll visualisiert und standardisiert werden.

Die zentrale Aufgabe ist es, jederzeit per Knopfdruck sagen zu können, wie viele Kunden in einem bestimmten Monat aktiv waren und wie sich die Umsätze korrekt aufteilen. Genau hier setzen wir an.

Schritt-für-Schritt zur Lösung: Vom Datenmodell zur Automatisierung

Wir gliedern die Lösung in drei Kernbereiche: präzises Reporting, Prozess-Standardisierung und Systemhygiene. Dafür nutzen wir primär Zoho CRM als zentrale Datenbasis und Zoho Analytics für die Auswertung, ergänzt durch smarte Automatisierungen.

Teil 1: Präzises Reporting für aktive Kunden in Zoho Analytics

Das Ziel ist ein Bericht, der für jeden Monat der letzten Jahre die exakte Anzahl aktiver Kunden anzeigt. Eine einfache Filterung nach „Status = aktiv“ reicht hier nicht aus, da die Aktivität von Start- und Enddaten abhängt.

Schritt 1: Die Datenbasis im CRM schaffen

Alles beginnt mit einer sauberen Datenstruktur in Zoho CRM. Statt eines einzigen Statusfeldes benötigst Du für jedes Programm separate Datumsfelder im Kontakte- oder Deals-Modul. Zum Beispiel:

  • MP_Startdatum (Datum)
  • MP_Enddatum (Datum)
  • TM_Startdatum (Datum)
  • TM_Enddatum (Datum)

Wichtig: Bei einer Programmverlängerung muss sowohl das neue Enddatum als auch das zugehörige neue Startdatum gepflegt werden, damit die Logik funktioniert. Dies ist entscheidend für die Datenkonsistenz.

Schritt 2: Die Auswertungslogik in Zoho Analytics

Nachdem Du die Daten von Zoho CRM mit Zoho Analytics synchronisiert hast, baust Du die eigentliche Auswertung mit einer SQL-Abfrage auf. Der Trick besteht darin, eine Referenztabelle mit allen relevanten Monaten zu erstellen und diese mit Deinen Kundendaten zu verknüpfen.

  1. Referenztabelle erstellen: Erzeuge in Analytics eine neue Abfragetabelle, die eine Liste von Monatsanfängen generiert. Die genaue SQL-Syntax kann je nach Datenbankdialekt variieren, aber das Prinzip ist ähnlich.
  2. Kundendaten verknüpfen: Joine diese Monatstabelle mit Deiner synchronisierten Kundentabelle.
  3. Aktivität prüfen: Prüfe für jeden Kunden und jeden Monat, ob der Kunde in diesem Monat aktiv war. Ein Kunde ist aktiv, wenn der Start des Monats zwischen seinem Programmstart- und Programmenddatum liegt.

Hier ist ein vereinfachtes Beispiel für eine SQL-Abfrage in Zoho Analytics, um aktive Kunden für das „MP“-Programm zu zählen:


SELECT
    DATE_TRUNC('month', "T1"."monat") AS "Berichtsmonat",
    COUNT(DISTINCT "T2"."Kontakt-ID") AS "Aktive Mentees"
FROM
    "Monatsreferenz" "T1"
LEFT JOIN
    "Kontakte" "T2" ON "T2"."MP_Startdatum" = "T1"."monat"
GROUP BY
    "Berichtsmonat"
ORDER BY
    "Berichtsmonat" DESC
Schritt 3: Pausen und Laufzeiten automatisieren mit Deluge

Die manuelle Pflege von Enddaten bei Pausen ist fehleranfällig. Eine robustere Lösung ist die automatische Berechnung. Hier kommt Deluge, die Scripting-Sprache von Zoho, ins Spiel.

Die Idee: Statt eines Enddatums pflegst Du eine Programmdauer_Monate (Zahl) und eine Pausen_Tage (Zahl). Eine Custom Function in Zoho CRM berechnet das Enddatum automatisch, sobald sich einer dieser Werte ändert.

Hier ist ein Beispiel für eine Deluge-Funktion, die Du an eine Workflow-Regel hängen kannst:


// Funktion, die das Enddatum basierend auf Laufzeit und Pausen neu berechnet
// Argument: contactId (die ID des Kontaktdatensatzes)

void calculateEndDate(int contactId)
{
    // Datensatz abrufen
    contactDetails = zoho.crm.getRecordById("Contacts", contactId);

    // Werte aus den Feldern auslesen
    startDate = contactDetails.get("MP_Startdatum");
    durationMonths = ifnull(contactDetails.get("MP_Laufzeit_Monate"), 0);
    pauseDays = ifnull(contactDetails.get("MP_Pausentage"), 0);

    // Prüfen, ob Startdatum und Dauer vorhanden sind
    if(startDate != null && durationMonths > 0)
    {
        // Enddatum basierend auf der Laufzeit berechnen
        endDate = startDate.addMonth(durationMonths);
        
        // Pausentage hinzufügen
        if(pauseDays > 0)
        {
            endDate = endDate.addDay(pauseDays);
        }
        
        // Datensatz mit dem neuen Enddatum aktualisieren
        updateMap = Map();
        updateMap.put("MP_Enddatum", endDate);
        updateResponse = zoho.crm.updateRecord("Contacts", contactId, updateMap);
        info updateResponse;
    }
}

Für noch komplexere Szenarien, wie unternehmensweite Pausen, könntest Du sogar ein eigenes Modul in Zoho Creator bauen. Dieses Modul „Programmpausen“ verwaltet zentrale Pausenzeiten, die dann per API auf alle relevanten, aktiven Kundenverträge im CRM angewendet werden.

Teil 2: Die Sales-Pipeline visualisieren und standardisieren mit Blueprints

Ein häufiger Wunsch im Vertrieb ist eine klare, visuelle Darstellung des Lead-Prozesses, ähnlich einem Kanban-Board. Im Deals-Modul von Zoho CRM ist dies Standard, im Leads-Modul jedoch nicht. Die Lösung heißt Blueprint.

Ein Blueprint zwingt Dich nicht nur dazu, Deinen Prozess zu definieren, er stellt ihn auch visuell dar und sorgt dafür, dass sich alle daran halten.

  1. Prozess definieren: Gehe in Zoho CRM zu Einstellungen > Automatisierung > Blueprints und erstelle einen neuen Blueprint für das Leads-Modul.
  2. Phasen (States) festlegen: Ziehe die relevanten Werte Deines Lead-Status-Feldes auf die Arbeitsfläche, z.B. „Neu“, „Kontaktiert“, „Qualifiziert“, „Nicht qualifiziert“.
  3. Übergänge (Transitions) definieren: Verbinde die Phasen mit Pfeilen. Ein Übergang ist die Aktion, die einen Lead von einem Status in den nächsten bewegt (z.B. der Klick auf einen Button „Kontakt hergestellt“).
  4. Aktionen festlegen: Für jeden Übergang kannst Du Aktionen definieren:
    • Vorher: Wer darf den Übergang ausführen?
    • Währenddessen: Mache Felder zur Pflicht (z.B. „Notiz zur Qualifizierung“), zeige Nachrichten an oder löse Skripte aus.
    • Nachher: Sende eine automatisierte E-Mail über Zoho ZeptoMail, erstelle eine Aufgabe in Zoho Projects oder sende eine Benachrichtigung via Zoho Cliq.

Das Ergebnis ist ein geführter Prozess, der im Lead-Datensatz angezeigt wird. Die Kanban-Ansicht im Leads-Modul zeigt die Leads dann automatisch in den von Dir definierten Spalten an – genau das, was der Vertrieb sich wünscht.

Teil 3: Systemhygiene – Ordnung im Automatisierungs-Dschungel

Mit der Zeit sammeln sich in jedem CRM-System veraltete oder störende Automatisierungen an. Ein Beispiel aus der Praxis: Eine Workflow-Regel erstellte für jeden neuen Lead eine Aufgabe „Please call ASAP“, die niemand bearbeitete und nur die Aufgabenliste zumüllte. Eine andere Regel schickte bei jedem größeren Deal eine „Big Deal Alert“-Benachrichtigung, die im Tagesgeschäft eher störte als nutzte.

Regelmäßige Wartung ist Pflicht:

  • Workflows prüfen: Gehe mindestens einmal pro Quartal zu Einstellungen > Automatisierung > Workflow-Regeln.
  • Relevanz hinterfragen: Ist diese Regel noch aktiv? Wird das Ergebnis (E-Mail, Aufgabe, Feld-Update) wirklich genutzt und benötigt?
  • Deaktivieren und löschen: Schalte ungenutzte Regeln ab. Wenn Du sicher bist, dass sie nicht mehr gebraucht werden, lösche sie. Bereinige auch die damit verbundenen offenen Aufgaben oder E-Mail-Vorlagen.
  • Benutzer-Feedback einholen: Frage Deine Anwender aktiv, welche Automatisierungen ihnen helfen und welche sie stören.

Diese einfache Systemhygiene hält Dein Zoho-System schlank, schnell und relevant.

Tipps und Best Practices

  • Datenqualität ist das Fundament: Das „Garbage in, garbage out“-Prinzip gilt uneingeschränkt. Die beste SQL-Abfrage in Zoho Analytics liefert falsche Ergebnisse, wenn die Basisdaten im CRM inkonsistent sind. Investiere in klare Eingabemasken (Layout-Regeln), Pflichtfelder und vor allem in die Schulung Deiner Nutzer.
  • Verantwortlichkeiten und Rechte: Nicht jeder Nutzer sollte kritische, workflow-auslösende Felder ändern dürfen. Nutze die Rollen und Profile in Zoho CRM, um Berechtigungen fein granular zu steuern. Kläre auf, welche Aktionen welche Konsequenzen haben (z.B. das automatische Erstellen von Rechnungsentwürfen in Zoho Books).
  • Iterativ vorgehen: Versuche nicht, sofort das perfekte, vollautomatisierte System zu bauen. Starte mit einer soliden Datenstruktur und manuellen Prozessen. Wenn diese stabil laufen, beginne schrittweise mit der Automatisierung der größten Schmerzpunkte.
  • Die Macht der APIs nutzen: Zoho ist stark, aber nicht immer die einzige Lösung. Wenn Du ein externes Tool für Rechnungsstellung, Projektmanagement oder Lernplattformen (LMS) nutzt, kannst Du es über die Zoho-API anbinden. Mit der Deluge-Funktion invokeurl kannst Du Daten von externen Systemen abrufen oder dorthin senden.

Ein Beispiel, um Daten an eine externe API zu senden:


// Hypothetischer API-Call an ein externes LMS, wenn ein Kunde ein Programm startet
lmsApiUrl = "https://api.dein-lms.com/v1/enroll-user";
apiKey = "DEIN_API_SCHLUESSEL";

headers = Map();
headers.put("Authorization", "Bearer " + apiKey);
headers.put("Content-Type", "application/json");

payload = Map();
payload.put("user_email", contactEmail);
payload.put("course_id", "mentoring-2025");

// API aufrufen
response = invokeurl
[
	url :lmsApiUrl
	type :POST
	parameters:payload.toString()
	headers:headers
];

info response;

Zusätzliche Integrationsmöglichkeiten

Denke immer im Ökosystem. Die wahre Stärke von Zoho liegt in der nahtlosen Verknüpfung der Apps:

  • Zoho Flow: Wenn Dir Deluge zu technisch ist, nutze Zoho Flow. Mit diesem Tool kannst Du Integrationen zwischen Zoho-Apps und hunderten Drittanbietern wie Slack, Trello oder Microsoft Teams einfach zusammenklicken – ganz ohne Code.
  • Zoho Forms an Zoho CRM: Erfasse Leads oder Supportanfragen über ein Webformular, das die Daten direkt und strukturiert in die richtigen Felder im CRM schreibt.
  • Zoho Books & Zoho CRM: Die Integration zeigt Dir im CRM nicht nur Rechnungen an, sondern auch den Zahlungsstatus. Dies ermöglicht Berichte wie „Umsatz pro Verkäufer“ oder „Offene Posten pro Kundensegment“.

Fazit

Komplexe Geschäftsmodelle erfordern mehr als nur die Standardfunktionen einer Software. Die hier gezeigten Lösungsansätze beweisen, dass Zoho weit mehr ist als eine Sammlung einzelner Tools. Durch die intelligente Kombination von Zoho CRM für die Datenhaltung, Zoho Analytics für tiefgehende Analysen und der Flexibilität von Deluge-Skripten oder Blueprints kannst Du maßgeschneiderte Systeme bauen, die Deine realen Prozesse exakt abbilden.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, prozessorientiert zu denken, die Datenqualität hochzuhalten und die Möglichkeiten zur Automatisierung und Integration voll auszuschöpfen. Trau Dich, über den Tellerrand der Standardkonfiguration hinauszuschauen – der Lohn ist ein System, das Dir nicht nur Arbeit abnimmt, sondern auch die entscheidenden Einblicke für Dein Wachstum liefert.


Verwendete Zoho-Anwendungen in diesem Artikel: