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Zoho Analytics, WorkDrive und Sheet im Tutorial für automatisiertes Revenue-Share-Reporting

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Beyond Spreadsheets: Komplexe Revenue-Share-Modelle mit Zoho Analytics und SQL automatisieren

In vielen Branchen, von der Medienverwertung über Lizenzgeschäfte bis hin zu Partner-Provisionen, sind komplexe Umsatzbeteiligungen an der Tagesordnung. Diese manuell in Spreadsheets zu verwalten, ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch extrem fehleranfällig. Sobald die Datenmenge wächst und die Regeln vielschichtiger werden, stößt dieser Ansatz an seine Grenzen. Genau hier zeigt das Zoho-Ökosystem seine Stärke. Dieser Artikel zeigt dir einen praxisnahen Weg, wie du eingehende, oft unstrukturierte Rohdaten aus verschiedenen Quellen zentralisierst, bereinigst und eine komplexe, regelbasierte Revenue-Sharing-Logik direkt in Zoho Analytics implementierst. Wir bauen ein skalierbares System, das dir nicht nur Zeit spart, sondern auch verlässliche, transparente Auswertungen auf Knopfdruck liefert.

Das Praxisbeispiel: Umsatzverteilung im Mediengeschäft

Stell dir ein Unternehmen in der Medienbranche vor. Es vertreibt Videoinhalte (Filme, Serien) auf verschiedenen digitalen Plattformen, wie z.B. A-VOD (Advertising Video on Demand) oder FAST-Channels (Free Ad-supported Streaming TV). Monatlich erhält das Unternehmen von jeder Plattform einen Report – meist als Excel- oder CSV-Datei – über die erzielten Umsätze pro Titel.

Die Herausforderung ist vielschichtig:

  • Inkonsistente Daten: Die Reports der Plattformen haben unterschiedliche Spaltennamen, Datumsformate und uneinheitliche Bezeichnungen für Kanäle oder Lizenzgeber (z.B. „Kanal A“ vs. „Kanal-A-DE“).
  • Komplexe Geschäftsregeln: Der Umsatzanteil, der an den jeweiligen Lizenzgeber des Inhalts ausgezahlt wird, ist nicht fix. Er hängt vom Lizenzgeber selbst, vom Unternehmen, das den Deal verhandelt hat, und oft auch von der Verwertungsart (A-VOD, S-VOD etc.) ab.
  • Fehlende Metadaten: Für die Abrechnung mit den Lizenzgebern werden oft zusätzliche Informationen benötigt, wie eine interne Reporting-ID oder der Originaltitel des Werks, die in den Plattform-Reports nicht enthalten sind.

Das Ziel ist es, diesen gesamten Prozess zu automatisieren: von der Sammlung der Rohdaten über die Bereinigung und Anreicherung bis hin zur finalen Berechnung der Umsatzanteile in einem zentralen Dashboard in Zoho Analytics.

Schritt-für-Schritt: Vom Datenchaos zum automatisierten Reporting

Wir lösen diese Aufgabe, indem wir verschiedene Zoho Apps clever miteinander kombinieren und die mächtigen Abfragefunktionen von Zoho Analytics nutzen.

Schritt 1: Daten zentralisieren und für die Verarbeitung vorbereiten

Der erste Schritt ist, einen zentralen Ort für alle eingehenden Reports zu schaffen. Hierfür eignet sich Zoho WorkDrive perfekt. Erstelle einen dedizierten Team-Ordner, in dem alle Plattform-Reports monatlich abgelegt werden.

Ein häufiges Problem bei historischen Daten ist, dass sie nicht dem aktuellen Format entsprechen. Spaltennamen müssen angepasst oder fehlende Informationen ergänzt werden. Anstatt jede Excel-Datei mühsam lokal zu bearbeiten, gibt es einen eleganten Weg direkt in Zoho:

  1. Navigiere zur Excel-Datei in Zoho WorkDrive.
  2. Klicke mit der rechten Maustaste auf die Datei und wähle „Öffnen mit“ > „Zoho Sheet„.

Dadurch wird die Datei in ein online bearbeitbares Format konvertiert. Nun kannst du oder dein Team direkt im Browser die Spaltennamen vereinheitlichen (z.B. „Titel“ zu „Video-Title“, „Lizenzgeber“ zu „Licensor“). Diese einmalige „Fleißarbeit“ für Altdaten legt den Grundstein für eine saubere Datenbasis, die Zoho Analytics später automatisch synchronisieren kann.

Schritt 2: Datenharmonisierung – Der nicht-destruktive Ansatz

Selbst nach der ersten Bereinigung bleiben oft Inkonsistenzen in den Datenwerten bestehen (z.B. verschiedene Schreibweisen für denselben Kanal). Anstatt diese mühsam per „Suchen & Ersetzen“ in den Quelldateien zu ändern (was fehleranfällig und nicht nachvollziehbar ist), verfolgen wir einen besseren, nicht-destruktiven Ansatz in Zoho Analytics.

Wir legen eine neue „Mapping-Tabelle“ an, die die schmutzigen Daten auf saubere, einheitliche Werte abbildet. Diese Tabelle könnte so aussehen:

Tabelle: ChannelMapping

  • DirtyName (Text): z.B. „Charlie – Zeile“
  • CleanName (Text): z.B. „Charlie Channel“

Wenn du nun deine Daten in Analytics abfragst, nutzt du eine SQL-Abfrage mit einem LEFT JOIN, um die Namen on-the-fly zu ersetzen. Das hat den riesigen Vorteil, dass die Originaldaten unverändert bleiben und du die Mapping-Regeln zentral an einer Stelle pflegen kannst.

Codebeispiel: SQL-Abfrage in Zoho Analytics zum Bereinigen von Kanalnamen

SELECT
  -- Wenn ein Mapping existiert, nimm den sauberen Namen, ansonsten den Originalnamen
  COALESCE(T2."CleanName", T1."Channel") AS "Channel Clean",
  T1."Video-Title",
  T1."Net Revenue"
FROM "RawReportData" AS T1
LEFT JOIN "ChannelMapping" AS T2 ON T1."Channel" = T2."DirtyName"

Schritt 3: Implementierung der komplexen Revenue-Share-Logik

Das ist das Herzstück unserer Lösung. Die Geschäftsregeln für die Umsatzaufteilung legen wir ebenfalls in einer separaten Tabelle in Zoho Analytics ab. Diese Tabelle enthält alle Bedingungen.

Tabelle: ShareRules

  • Company (Text): z.B. „Gringo“
  • Licensor (Text): z.B. „Variety Share“
  • VOD_Type (Text): z.B. „A-VOD“, „FAST“ oder leer
  • SharePercentage_Licensor (Zahl): z.B. 60, 65

Eine besondere Herausforderung ist die Regel, dass ein leerer VOD_Type bedeutet, dass der Prozentsatz für alle Verwertungsformen dieses Lizenzgebers gilt. Diese Logik bilden wir in unserer finalen Abfrage mit einer cleveren JOIN-Bedingung ab.

Wir erstellen eine neue Abfragetabelle, die die Transaktionsdaten mit den Share-Regeln verknüpft und direkt die neuen Kennzahlen Net Revenue Licensor und Net Revenue Company berechnet.

Codebeispiel: SQL-Abfrage zur Berechnung der Umsatzanteile

SELECT
  T1."Date",
  T1."Video-Title",
  T1."Licensor",
  T1."Net Revenue",
  -- Berechne den Anteil für den Lizenzgeber
  (T1."Net Revenue" * T2."SharePercentage_Licensor" / 100) AS "Net Revenue Licensor",
  -- Berechne den Anteil, der im Unternehmen verbleibt
  (T1."Net Revenue" * (100 - T2."SharePercentage_Licensor") / 100) AS "Net Revenue Company"
FROM "TransactionData" AS T1
LEFT JOIN "ShareRules" AS T2 
  ON T1."Licensor" = T2."Licensor" AND T1."Company" = T2."Company"
  -- Die Magie passiert hier:
  -- Verknüpfe, wenn der VOD-Typ übereinstimmt ODER wenn die Regel für alle Typen gilt (Feld ist NULL/leer)
  AND (T1."VOD_Type" = T2."VOD_Type" OR T2."VOD_Type" IS NULL)

Diese Abfrage liefert uns eine saubere Datengrundlage, auf der wir alle weiteren Dashboards und Reports aufbauen können.

Schritt 4: Daten mit externen Metadaten anreichern

Zuletzt benötigen wir noch die Reporting-ID und den Originaltitel. Auch hierfür erstellen wir eine Master-Tabelle, die diese Informationen enthält und die wir über den Titel oder eine eindeutige ID mit unseren Transaktionsdaten verknüpfen können.

Tabelle: TitleMasterData

  • Video-Title (Text)
  • OriginalTitle (Text)
  • LicensorTitleID (Text)

In deiner finalen Abfragetabelle fügst du einfach einen weiteren JOIN auf diese Master-Tabelle hinzu, um die Daten für deine Reports verfügbar zu machen.

Tipps und Best Practices

  • Skalierbarkeit der Regeln: Was passiert, wenn sich ein Share-Anteil ändert? Erweitere deine ShareRules-Tabelle um die Spalten ValidFrom und ValidTo (Datum). Deine JOIN-Bedingung kann dann auch das Transaktionsdatum berücksichtigen, um immer den historisch korrekten Prozentsatz anzuwenden.
  • Validierung ist alles: Bevor du die Logik auf deinen gesamten Datenstamm anwendest, importiere eine kleine, überschaubare Datenmenge (z.B. die Reports eines neuen Monats) und überprüfe penibel, ob alle Berechnungen korrekt sind.
  • Dokumentation im System: Nutze die Beschreibungsfelder für Tabellen und Spalten in Zoho Analytics, um die Logik und die Bedeutung der Felder zu dokumentieren. Das hilft dir und deinen Kollegen, die Funktionsweise auch in Zukunft nachzuvollziehen.
  • Automatisierung der Synchronisation: Richte in Zoho Analytics einen Zeitplan ein, damit die Daten aus Zoho WorkDrive automatisch in regelmäßigen Abständen importiert und alle Abfragetabellen aktualisiert werden.

Zusätzliche Hinweise: Das Ökosystem weiter nutzen

Die hier aufgebaute Lösung in Zoho Analytics ist bereits ein riesiger Fortschritt. Doch das Potenzial ist noch größer. Du könntest den Prozess mit weiteren Zoho Apps ausbauen:

  • Automatischer Import-Trigger mit Zoho Flow: Erstelle einen Workflow in Zoho Flow, der startet, sobald eine neue Report-Datei in einem bestimmten Zoho WorkDrive Ordner abgelegt wird. Der Flow kann dann via API den Datenimport in Zoho Analytics anstoßen.
  • Abrechnung in Zoho Books: Du könntest eine Custom Function in Zoho Analytics schreiben (in der Skriptsprache Deluge), die die berechneten Lizenzgeber-Anteile aggregiert und über die API direkt einen Rechnungsentwurf in Zoho Books erstellt.

Codebeispiel: Konzept einer Deluge Custom Function zum Anstoßen einer API

// Pseudocode für eine Deluge-Funktion in Zoho
// Diese Funktion könnte von einem Analytics Report getriggert werden

void createLicensorBilling(int licensorId, decimal amount)
{
  // API-Endpunkt von Zoho Books für Gutschriften oder Rechnungen
  url = "https://www.zohoapis.de/books/v3/vendorcredits";
  
  // Aufbau der Daten für die API-Anfrage
  payload = Map();
  payload.put("vendor_id", licensorId);
  line_item = Map();
  line_item.put("item_id", "DEIN_ARTIKEL_ID_FUER_LIZENZABRECHNUNG");
  line_item.put("rate", amount);
  payload.put("line_items", {line_item});

  // API-Aufruf mit einer vordefinierten Zoho Books Verbindung
  response = invokeurl
  [
    url :url
    type :POST
    parameters:payload.toString()
    connection:"zohobooks.connection.all"
  ];
  
  info "API Response: " + response;
}

Fazit: Mehr als nur Reporting – eine strategische Datenplattform

Die Umstellung von manuellen Excel-Prozessen auf eine automatisierte Lösung mit Zoho ist mehr als nur eine Effizienzsteigerung. Du schaffst eine zentrale, verlässliche Datenquelle („Single Source of Truth“), die Fehler reduziert und dir wertvolle Zeit für die Analyse und Interpretation der Daten gibt, anstatt sie nur aufzubereiten. Indem du Zoho WorkDrive für die Datensammlung, Zoho Sheet für die schnelle Korrektur und Zoho Analytics als mächtige Verarbeitungs- und Visualisierungs-Engine nutzt, baust du eine robuste und skalierbare Business-Intelligence-Lösung. Die wahre Stärke liegt in der Kombination der Tools und der Offenheit des Systems, das es dir erlaubt, komplexe, individuelle Geschäftslogiken präzise abzubilden.

Verwendete Zoho Apps in dieser Lösung: